Spannungsfall hat geschrieben:Hallo,
es sind längst nicht alle Prüfdienstleister "unseriös"!
Ich bin seit 2004 als Prüfdienstleister im Einsatz. Seit 2008 arbeiten wir mit der Software ELEKTROManager und kommen so auf ca. 100 -150 Messungen am Tag. Allerdings wird das Messgerät von der Software gesteuert (es kann für jeden Arbeitsmitteltyp ein spezieller Prüfablauf hinterlegt werden) und wir betrachten abnehmbare Anschlussleitungen als separaten Prüfling (ca. 80% der festgestellten Fehler werden an der Anschlussleitung festgestellt)!
Wenn ich zu einem Neukunden komme, höre ich nicht selten: "Sie sind ja in 2 Wochen fertig." Solange hat mein Vorgänger gebraucht. Für ca. 2000 Arbeitsmittel.
Wenn ich dann aber schon den 1. Blick auf die Prüfdokumentation werfe, fallen immer wieder die gleichen Prüfschritte auf: SichtPSI, Isolationswiderstand, Ersatzableitstrom. Auch bei SK I Geräten!!!
Beispiel: Ich messe ein Rührwerk. Eindeutig SK I. Stelle einen Rsl von 0,379Ohm, bei 10A AC und Leitung H05VV-F 3G0,75 1,4m fest. Auch nach Reinigung der PE Kontakte am Stecker.
Dann schaue ich in den Bericht meines Vorgängers: Er hat natürlich nur SichtPSI, Isolationswiderstand, Ersatzableitstrom gemessen!!!
Und zur Haftungsfrage: Ich denke, dass auch der Unternehmer, der eine Prüfung für 1,00€ - 2,50€ pro Messung beauftragt, zur Rechenschaft gezogen werden kann. Für diesen Preis ist einfach keine ordentliche Prüfung zu bekommen! Wenn´s hoch kommt kann ich in dieser Zeit die Plaketten kleben...
Unsere Prüfberichte sind elektronisch unterschrieben. Heisst, ich melde mich mit Benutzername und Passwort an der Software an, und die Momentaufnahmen (Kunde, Kostenstelle, Standort, etc.) der Prüfung werden dauerhaft gespeichert!
Wenn Interesse geweckt wurde:
http://www.rfaservice.de (Wir suchen auch Aussendienstmitarbeiter)
Hallo
ich habe zu Prüfdienstleistern eine gespaltene Meinung. Das hängt leider damit zusammen, das diese Firmen (wenn es anders sein sollte, lasse ich mich gern belehren), nur nach Stückpreis anbieten und abrechnen. Das bedeutet im Klartext, das bei mehr Prüfungen auch mehr verdient wird. Und genau das ist mehr als kontraproduktiv.
Sogar in unserer Firma (wir sind FM-Dienstleister) wurden schon Prüfungen an einen Kunden für 2,55 Euro angeboten. Für mich ist das totaler Schwachsinn.
Zur Zeit prüfe ich allein ein großes Bürogebäude einer Bank (ca. 5000+ Prüflinge). Unterlagen des letzten Prüfdienstleisters über vorhergehende Prüfungen liegen nur teilweise vor bzw. sind veraltet ( z.B. nächste Prüfung 2011. Das auch Probleme mit der Beauftragung dazukamen ist noch eine andere Geschichte.
Die Prüfungen werden mit EM8 und gesteuertem Meßgerät durchgeführt. Ich muß aber die Prüflinge selbst demontieren und nach der Prüfung wieder montieren. Es wird mit Sicherheit kein Mitarbeiter einer Bank o.ä. Firmen seinen Schreibtisch selbst zerpflücken. Nach Abschluß der Arbeiten muß der Arbeitsplatz wieder funktionsbereit sein.
Unter diesen Bedingen komme ich am Tag im Schnitt auf etwa 40 bis 50 geprüfte Geräte. Da dürfen aber keine anderen Arbeiten (z.B. Störungen) dazwischen kommen.
Durch die hohe Anzahl von Umzügen innerhalb der Bank ist es zwingend notwendig, alle Komponenten separat zu prüfen. Es werden viele Zuleitungen mit Wieland-Stecksystem verwendet und es kann nicht garantiert werden, das z.B. eine Zuleitung und eine Steckdosenleiste immer zusammen bleiben.
Eine Prüfung ohne Demontage der Prüflinge ist zumindest hier nicht möglich. Der Unterschied zwischen Erst- und Wiederholungsprüfungen ist von Zeitaufwand daher relativ gering.
Ich denke also, das realistische Preise für Prüfungen an ortsveränderlichen Geräten bei etwa 10 Euro oder mehr pro Stück liegen dürften. Dabei muß wie gesagt, die Lage vor Ort berücksichtigt werden.
Leider versuchen die Prüfdienstleister zur Zeit sich preislich gegenseitig zu unterbieten um an Aufträge zu kommen.
Andererseits sind die Kunden ja rechtlich gezwungen, die Prüfungen durchzuführen oder durchführen zu lassen. Hier fehlen aber klare gesetzliche Zwänge, vergleichbar dem TÜV beim Auto. Wenn eine Firma die Prüfungen nicht, fehlerhaft oder verspätet durchführt, drohen Konsequenzen erst im Schadensfall. Hat ein Auto keinen gültigen TÜV mehr, steht nach kurzer Zeit jemand auf der Matte und holt die Kennzeichen ab.
Was die BGV A3 Prüfungen betrifft, ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig. Die meisten Leute wissen gar nicht, welche Zeitbomben sie manchmal in ihrem Besitz haben.
Wenn hier in der Bank eine Tür quietscht oder ein Aufzug Geräusche macht, kommt sofort eine Störmeldung. Wenn aber durch falsche Belegung eines Fußbodentanks Leitungen beschädigt werden und bereits die blanken Adern sichtbar sind, interessiert das keinen. Es muß wohl wirklich erst zu einem Schaden kommen, ehe die Leute reagieren. Der Hammer ist dann noch, wenn man einen Mitarbeiter auf den Mangel anspricht, kommt zur Antwort: "Ach das funktioniert schon lange so."
Ich könnt da sehr viele Geschichten dazu erzählen.
Gruß
Ronald